Eigenprojekte der Freiwilligen

Lieber Leser, 

was haben „Kaufmannslanden”, „Erste Hilfe”, „Armbänder“ und „Zeitungen“ gemeinsam? 

Richtig! – nichts. 

Zumindest auf den ersten Blick. Diese vier Stichworte sind die Namen von einigen Eigenprojekten, die Freiwillige in diesem Jahr im Herzensprojekt umgesetzt haben. Die Möglichkeit der Freiwilligen, ein Eigenprojekt zu verwirklichen, dient dazu, dauerhaft bestehende Projekte zu ergänzen. Diese Ergänzungen können erst einmal alles sein und sind nur durch die Kreativität der Freiwilligen begrenzt. 

In Munaychay hat das erste profitorientierte Unternehmen eröffnet! In dem Kaufmannsladen haben die Kinder eine Möglichkeit mehr, zu spielen und dabei ganz nebenbei ein bisschen zu lernen, wie man einkauft, verhandelt und mit Geld umgeht. Denn neben den Mitarbeitern von „corazones para perú“ ist auch den älteren Kindern bewusst, dass sie wenig mit Geld im Kinderdorf zu tun hatten und den Umgang damit lernen müssen. Die Gründer und Erbauer des kleinen Lädchens kamen auf die Idee dieses Eigenprojekts, als sie die Kinder mit Gegenständen aus Munaychay spielerisch handeln sahen. 

DLRG und DRK expandieren nach Urubamba: Das Erste-Hilfe-Projekt besteht darin, dass die Sanitätskästen in den Häusern, den Projektfahrzeugen, in Santa Rosa und der Geschäftsstelle aufgefrischt werden und minderjährigengerecht zusammengestellt werden. Die Erneuerung der Sanitätskästen geht mit einem eintägigen Erste-Hilfe-Kurs für alle Mitarbeiter einher, der dem Niveau des Erste-Hilfe-Kurses für den deutschen Führerschein entspricht. 

Die Leidenschaft einiger Beneficiarios des Herzenprojekts ist das Knüpfen von Armbändern. Doch die Armbänder des Eigenprojekts sollen nicht nur Arme umbinden, sondern sie knüpfen Verbindungen zwischen Menschen. Diese Verbindungen reichen vom Einserschüler aus Lernen mit Herz zu Erzieherinnen der Kinderkrippe über eine Taubstumme des Behindertenprojekts bis nach Deutschland. In Deutschland sollen Heftchen, die einige Knüpftechniken vorstellen, auf Herzen für eine neue Welt und die Menschen, die unterstützt werden, aufmerksam machen. 

Mit dem Zeitungsprojekt wird das Eigenprojekt einer alten Freiwilligen weitergeführt. Die Häuser bekommen drei Mal in der Woche eine Zeitung, durch die die Perspektive der Kinder auf tägliche Fragen von Politik, Wirtschaft und Kultur gelenkt wird. Und natürlich FUSSBALL! Man kann die durchschnittliche peruanische Zeitung zwar nicht mit der Zeit, der FAZ oder der Süddeutschen vergleichen, aber sie informiert über das wichtigste politische Geschehen und weckt Interesse und ist somit wichtiger Teil einer umfassenden Erziehung. 

Ein Eigenprojekt ist keine einfache Sache. Als Freiwilliger muss man das gesamte Projekt von Anfang bis Ende mitbegleiten. Dazu gehören die Planung, Durchsetzung und Verbesserung eines Konzepts bei allen betroffen Vorgesetzten bis zum deutschen Vorstand. Danach folgt die meist aufwendige Umsetzung (Heranziehen von Spenden, Beschaffung von Materialien, Verarbeitung dieser Materialien, Koordination mit allen Betroffenen). 

Für uns Freiwillige ist das besonders Schöne an den Eigenprojekten, dass wir uns selbst verwirklichen können und das umsetzen, was uns wirklich am Herzen liegt, in unserer alltäglichen Arbeit aber nicht zum Zuge kommt. 

Konrad Reichel